Fotos scheinen oft so spontan entstanden zu sein, dabei stecken viele technische und gestalterische Entscheidungen dahinter. Die grundlegenden Qualitätsmerkmale besser zu verstehen, hilft also nicht nur beim Beurteilen eigener und fremder Aufnahmen, sondern auch beim gezielten Verbessern eigener Bilder.
Schärfe, Auflösung und Detailzeichnung
Die wahrgenommene Schärfe ist ein zentrales Kriterium, das vom Zusammenspiel vieler Faktoren abhängt, etwa von der Fokussierung, der Belichtungszeit, der Handelsqualität des Objektivs und der Sensorauflösung. Zu lange Belichtungszeiten führen schnell zu Verwacklungen, ein fehlender Fokus auf den Augen lässt Porträts sehr schnell unsauber wirken. Die Auflösung (häufig in Megapixeln angegeben) beschreibt die Zahl der Bildpunkte, sagt aber allein noch nichts über die tatsächliche Detailzeichnung aus. Die Güte des Objektivs, das Rauschverhalten der Kamera und die Stärke der internen Bildaufbereitung entscheiden mit darüber, ob Strukturen wie Haare, Stoffe oder feine Linien deutlich voneinander zu unterscheiden sind.
Belichtung und Dynamikumfang
Natürlich spielt auch die richtige Belichtung eine Rolle. Denn unterbelichtete Bilder verlieren in dunklen Bildteilen ihre Zeichnung, überbelichtete Bilder in hellen Bereichen ihre Struktur. Die Belichtung beschreibt, wie viel Licht den Sensor erreicht. Neue Kameras und Smartphones haben inzwischen auch Messmethoden und Automatiken, die die Belichtung anpassen. Trotzdem sollte man ab und zu einen Blick auf Histogramme oder Warnmeldungen bei ausgefressenen Lichtern werfen. Der Dynamikumfang gibt an, wie gut eine Kamera gleichzeitig sehr helle und sehr dunkle Bildbereiche darstellen kann, und ist für die Bildqualität entscheidend. Bei starkem Gegenlicht oder greller Sonne helfen Belichtungsreihen oder HDR-Verfahren, mehr Zeichnung in Himmel und Schatten zu erhalten.
Farbdarstellung und Weißabgleich
Farben entscheiden mit über die Wirkung eines Bildes. Die Kamera oder das Smartphone legt über den Weißabgleich fest, welche Farbtemperatur sie als neutral empfinden. Kunstlicht, Mischlicht und Schattenbereiche können leicht zu Farbstichen führen, wenn der Weißabgleich nicht entsprechend eingestellt wird. Werden Fotos im RAW-Format gemacht, kann die Farbtemperatur und Tönung später verändert werden, ohne dass die Bildqualität leidet. Bei JPEGs ist der Spielraum geringer, da sie bereits komprimiert und aufbereitet werden. Gute Fotografen achten im professionellen Bereich also nicht nur auf das, was sich vor ihrer Kamera abspielt, sondern auch auf ein konsistentes Farbmanagement, das durchgehend von der Aufnahme über die Bearbeitung bis zur Ausgabe auf Bildschirm oder Papier beschaffen ist.
Bildaufbau und Bildperspektive
Das schönste technisch saubere Bild kann beliebig wirken, wenn der Bildaufbau nicht stimmt. Durch die Wahl des Bildausschnitts wird bestimmt, was im Bild Mittelpunkt sein soll, wie das Auge durch das Foto geleitet wird. Bildgestaltungsregeln wie Drittelteilung, führende Linien, bewusste Symmetrie helfen, Motive zu gliedern, Unruhe zu vermeiden. Die Wirkung und Aussage eines Bildes wird von der gewählten Perspektive entscheidend mitbestimmt. Eine leicht erhöhte Perspektive eignet sich gut für die übersichtliche Darstellung von Gruppen, eine tiefere lässt Motive präsenter erscheinen. Brennweite und Distanz haben weiterhin Einfluss auf die Proportionen, wie etwa bei Porträts und Architekturfotos.
Rauschen und Detailerhalt
Bei wenig Licht muß die Kamera den ISO-Wert anheben, um dennoch zu hellen Bildern zu kommen. Ein Nebeneffekt dieser Methode ist oft Bildrauschen, das als bunte oder körnige Struktur sichtbar wird. Eine starke Rauschreduzierung glättet zwar das Rauschen, entfernt aber auch die feinen Details und läßt die Flächen plastischer Strukturen schnell weich wirken. Vor dem Endgebrauch muß man realistisch sein, denn was auf dem Smartphone-Bildschirm gut aussieht, kann im großen Druck untragbar werden. Deshalb bleibt für die Arbeit bei wenig Licht und bei hohen Ansprüchen an die Qualität das Stativ, die lichtstarken Objektive und die zusätzliche Lichtquelle unverzichtbares Handwerkzeug.
Dateiformate, Kompression und Ausgabe
Aber nicht nur die Aufnahme, auch das Dateiformat hat Einfluß auf die Bildqualität.
- Die RAW-Datei speichert die Sensordaten fast verlustfrei, braucht damit aber viel Speicherplatz und spezielle Software
- Die JPEG-Datei dagegen benutzt eine starke Kompression, die bei hohen Kompressionswerten an Kanten und in feinen Strukturen zu sichtbaren Artefakten führt
Für das Web und zur schnellen Weitergabe werden dann oft komprimierte Formate genutzt und hier hilft es, die Kompressionsrate so einzustellen, dass sich Dateigröße und sichtbare Qualität die Waage halten.
Technisches Verständnis als Grundlage
Wenn bei der Beurteilung von Bildern die grundlegenden technischen Faktoren Schärfe, Belichtung, Dynamikumfang, Farbe und Dateiformat mitbedacht werden, versteht man auch sehr schnell, warum ein Foto gut oder verbesserungswürdig ist. Dieses Verständnis hilft auch bei der Zusammenarbeit mit Fotografen, weil man dann Anforderungen präziser formulieren und Ergebnisse besser einordnen kann. Auf dieser Basis lassen sich sowohl private Projekte als auch berufliche Einsätze von Bildern so planen, dass Bildqualität, Aussage und rechtliche Aspekte stimmig zusammenpassen.
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